Sonntag, 30. November 2008

Eiswüste und vom Polarkreis bis zum Äquator

Hallo,
Freitag, den 28.11.2008, ging es los. Eingestiegen in den Bus, auf dem Weg zur anderen Seite von Finnland. Dorthin, wovon jeder Weihnachtsfanatiker träumt, dorthin wo man sich die weisse Strasse mit den Rentieren teilt, dorthin wo die Sonne im Winter nicht aufgeht. Lappland. Angekommen sind wir am nächsten Mittag bei ungefähr -20Grad Celsius. Auf der Schnurgeraden Strasse sah man rechts und links nichts anderes als unendliche Weiten von gefrorenen Gestrüpp, Schnee und Tannen. Ab und Zu ein kleines rotes Häuschen mit Weihnachtsbeleuchtung. Man fragte sich selbst, wann denn die Elfen aus den Wäldern springen und einem Geschenke bringen. Am späteren Nachmittag, ausmachen konnte man das nur nach Uhr, da es Nachtdunkel war, gingen wir Snowboarden.
Ein toter Gegenstand erlangt seine Ausstrahlung, durch das verbliebene Bild, durch die Erinnerungen und Assoziazionen. Alles, gefroren. Aber trotzdem entsteht ein unglaubliches Bild, es ist eigentlich unbeschreiblich, wenn man nicht selbst hier ist. Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich hier über dem Polarkreis bin. Das ist die Antarktis!
Heute ist der 30.November 2008, 8:36morgens im Hotel in Muanio. Wir haben gerade gefrühstückt und machen uns auf dem Weg zum Boarden, und später noch, Huskeyschlittentouren.


Samstag, 22. November 2008

Lunta - Schnee

Dieses Bild solltet ihr sehen. Ich sitze hier am Computer und sehe aus dem Fenster. Was dort so besonderes ist? Ist eigentlich gar nicht so besonderst, aber es ist melancholisch, es hat diese gewisse Atmosphäre, die einem Bild, seinen Charakter verleiht. Die entlaubten Astzweige tragen ein dünnes, kristallenes Winterkleid. Die Häuserdächer verstecken sich unter einem weissen Bettlaken und die Schornsteine hauchen, mal rusig mal klar, den Duft des Kachelofens über sie hinweg. Der Himmel im eisigen blau hält die Luft erfrischend rein für die Lungen wie ein Minzbonbon. Die weisse Fahne mit dem blauen Kreuz ist träge und mag sich nicht recht bewegen in der Kälte, genauso wie die Menschen. Glühwein, Kachelofen, Literatur oder ein guter Film (Film = Elokuva, übersetzt bedeutet das Lebensbild, oder lebendiges Bild) ist ein gutes Programm für diese Tage, jedoch ist dies eine angenehme Trägheit und wenn man einen Fuss auf die Türschwelle hinaus auf die Strasse setzt, wird man ergriffen von einer unglaublichen Frische, die die Minusgrade einem ins Gesicht wirft.
Das ist der Norden. Das ist mein Finnland.

Donnerstag, 13. November 2008

Musiikki

Hola!

Gestern Abend lud Helsinki's Sibelius Musik-Akademie zum Band-Marathon ein. Von sechs Uhr abends bis zwölf in der Nacht wurde gegrooved, gejazzt, gerockt und geschrien. Von Punk bis Pop, von Metal bis Melodisch - alles war dabei, und junge Künstler der Schule präsentierten es perfekt. Jeder Einzelne der Bands war mit einer unbeschreiblichen Passion an seinem Instrument und zeigte mit virtuosen Soli was er seit den Kinderschuhen gelernt hat. Viele spielten mehrere Instrumente auf höchstem Niveau, Schlagzeug und Gitarre, Bass und Saxophon, alle erdenklichen Kombinationen. Helsinki platzt förmlich aus den Nähten wenn man sich die Kunst dort ansieht: Modern, Historisch, Musik, Malereien!
Nach den wirklich grandiosen Konzerten traten meine Freunde und ich den Heimweg an, passierten noch sämtliche Bars aus denen Rockmusik hallte und waren glücklich, selbst gute Musik in der Band zu machen.

Mittwoch, 5. November 2008

Don't panic! ...or?

Päivä! Tag!

Niin sitten neljä kuukauta mä oon suomessa nyt! Seit vier Monaten bin ich jetzt hier in Finnland und auch wenn es dunkel und kalt wird habe ich eine gute Zeit, und ich meine, umso dunkler die Tage werden umso mehr freut man sich auf die schöne Nordsonne wie am heutigen Tag und das unglaubliche Lichtspiel über dem örtlichen See gegen den späteren Nachmittag.
Ein bisschen mehr als einen Monat ist nun der Amoklauf eines Schülers an der Kauhajoki Schule her und diesen Freitag jährt sich der Amoklauf in meiner Nachbarschule in Jokela zum ersten mal. Die Polizei und Ambulanzen sind in Bereitschaft, die Lehrer und noch viel mehr die Schüler in jeder Schule im Umfeld und warscheinlich in ganz Finnland sind verunsichert, ängstlich und stehen zwischen der Frage ob Freitag die eigenen vier Wände im Haus oder das Klassenzimmer in der ''Don't panic!''-Mentalität vorzuziehen ist. Es gehen die Gerüchte eines weiteren Amoklaufs grund dieses ''Jahrestages'' umher und niemand weiss, wie damit umzugehen ist. Das Problem der Unberechenbarkeit solcher Vorfälle streut Salz auf die Wunden der Finnen, die immer noch das schreckliche Bild beider Attentate in ihren Köpfen manifestiert haben. Soweit darf es in einer Gesellschaft nicht kommen, in einer Gesellschaft deren Schulsystem hochgepriesen wird, in einer Gesellschaft die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden ist und wirtschaftlich sowie politisch immer auf Samtpfoten lief und läuft.
Nun, was tut man? Wenn es von oben keine Lösung gibt, muss sie von unten beginnen. Jedes Mitglied der Gesellschaft und einer Gemeinschaft, wie zum beispiel der lokalen Schule, muss dafür sorgen, oder es wenigstens versuchen eine starke, zusammenhaltende Gruppe zu bilden. Eine Phalanx, die einem potentiellen Täter keine Angriffsfläche bietet. Ich bin kein Amokläufer, ich, sowie niemand anderer, weiss, was in den Köpfen derer vorsich geht, aber, ich kann annehmen, dass, wenn ein potentieller Täter, verängstigte und eingeschüchterte Schüler vor sich sieht, er in seiner Position noch viel gestärkter ist und er deswegen erst recht den Abzug drückt.
Ich weiss nicht, ob meine Annahme stimmt und ob es ein kleines Gegenmittel gegen einen potentiellen Amoklauf ist, aber wenn man anfängt, sich nicht mehr in die Schule oder wo anderst hinzubegeben, aufgrund solcher Geschehnisse, dann verbessert man nicht, sondern vermindert man die allgemeine Notwendigkeit, nach vorne zu sehen, das Leben zu leben und aktiv dabei mitzuhelfen sich in einer friedlichen und gutfunktionierenden Gesellschaft zu organisieren.

by David Jakob